Albert Speer: Eine deutsche Karriere
Autor: Magnus Brechtken | Verlag: Siedler Verlag |ISBN: 978-3-8275-0040-3
Seit 1931 NSDAP-Mitglied und bald ein Vertrauter Hitlers, wurde Albert Speer rasch zum Architekten des Rassenstaates. Im Krieg engagierte er sich als Rüstungsminister unermüdlich für den totalen Kampf und die Vernichtungsmaschinerie. Gleichwohl behauptete er nach Kriegsende, stets distanziert, ja eigentlich unpolitisch und gar kein richtiger Nazi gewesen zu sein. Magnus Brechtken zeigt, wie es Speer gelang, diese Legende zu verbreiten, und wie Millionen Deutsche sie begierig aufnahmen, um sich selbst zu entschulden.
Brechtken, renommierter Zeithistoriker und stellvertretender Direktor des Münchner Instituts für Zeitgeschichte, beschreibt nicht nur, wie markant Speers Stilisierung als angeblich unpolitischer Techniker den historischen Tatsachen widerspricht. Auf der Basis jahrelanger Recherchen und vieler bislang unbekannter Quellen schildert er zugleich, wie Millionen Deutsche Speers Fabeln mit Eifer übernahmen, um sich die eigene Vergangenheit schönzureden, und wie sehr Intellektuelle, namentlich Joachim Fest und Wolf Jobst Siedler, diese Legendenbildung unterstützten. Die verblüffende Biographie eines umtriebigen Manipulators – und zugleich ein Lehrstück für den deutschen Umgang mit der eigenen Geschichte.
Rezensionen (2)
Ich möchte eine Rezension schreiben
Hans Walter
Verfasst am: 06.08.2018 |
Albert Speer: Eine deutsche Karriere
Eine sehr umfangreiches Werk, das Speer endgültig den Heiligenschein nimmt! Wertvoll, gut recherchiert und anschaulich dargestellt!Patrick Schlenz
Verfasst am: 25.07.2018 |
Albert Speer: Eine deutsche Karriere
Das Buch von Magnus Brechtken schildert auf über 900 Seiten in erster Linie Speers Arbeitsleben. Das Buch ist eine Herausforderung. Zum einen sollte man das Buch nicht lesen, wenn man sich nicht schon ein recht umfangreiches Wissen über das 3. Reich angeeignet hat und zum anderen sollte man sich bereits mit dem "Mythos" Speer auseinandergesetzt haben und die Werke von Speer, Fest und Sereny inhaltlich einordnen können.Die Biographie ist sehr stark darum bemüht, Speer in einer sachlichen Faktendarstellung in Bezug auf seine Rolle als Architekt und Minister im 3. Reich zu entlarven und seine Falschaussagen und Lügen, die in der Nachkriegszeit entstanden sind, zu enthüllen.
Dies ist ein berechtigtes Anliegen! Speer hat an vielen Stellen "seine" Wahrheit zum Besten gegeben, die leider oft nicht der Wahrheit entspricht. Dies ist bereits vor Erscheinen dieses Werks bekannt und wird durch die Detailarbeit von Brechtken unterstrichen, ohne jedoch viele neue Erkenntnisse ans Tageslicht zu fördern.
Speer hatte sich schon früh zum Meister der Selbstinszenierung entwickelt und diese Fähigkeiten virtuos gelebt. Dass es nach dem Krieg eine Integrationsfigur in Deutschland geben musste, die den geläuterten und "anständigen" Nazi spielen musste, um den Menschen einen Ausweg aus ihrer eigenen Schuld zu geben, hat er (unabsichtlich oder absichtlich) instinktiv erkannt und diese Rolle gerne angenommen. Fest und Siedler Speer haben ihn bei dieser "Arbeit" unterstützt, was deren Karrierestreben geschuldet war.
Ein wesentlicher Vorteil des Biographen Magnus Brechtken, ist die Tatsache, dass er Speer nicht in unzähligen persönlichen Begegnungen seinem Charme verfallen konnte, wie man es Sereny und Fest anlasten kann.
Er nimmt in seinem Werk eine kritische Distanz zu Speer ein, die jedoch auch dazu führt, dass er nichts Positives an der Figur Speer entdecken kann (will?).
Bei aller inhaltlicher Tiefe des Gesamtwerks sind mir die Kapitel , die den Nürnberger Prozess und die Haft in Spandau beschreiben zu oberflächlich dargestellt. Das Verhältnis unter den Gefangenen, der Prozessablauf, der Alltag in Spandau und die Haftbedingungen sind für mich nicht ausreichend dargestellt, so dass man wieder auf andere Werke zurückgreifen muss, um mehr über diese Punkte zu erfahren, die der Autor gerade mit seinem Buch hinterfragt und kritisiert.
Dagegen widmet sich Brechtken sehr intensiv Speers 2. Karriere. Es ist ihm wichtig dazustellen, wie sehr Speer mit seinen Unwahrheiten Geld und Anerkennung erwarb, während ehemalige Gefangene teilweise bis heute unter ihrem Schicksal leiden. Für seine Opfer war bzw. ist das sicherlich schwierig.
Die Frage, ob Speer wirklich seine Taten bereut hat, konnte letztendlich nur Speer selbst beantworten. Ihm ein Bereuen nicht zu glauben ist aus meiner Sicht anmaßend, ohne dass ich davon überzeugt bin, dass er bereute!
Der Privatmann Speer, der für mich zu einer Biographie gehört, wird ebenfalls nur oberflächlich gestreift. Das ist Schade!
Spätestens mit dieser Publikation ist Speer endgültig entmystifiziert. Dass ist der große Verdienst, den man Magnus Brechtken zuordnen kann. Das Werk gehört für mich in jede ordentliche Bibliothek, die Werke über Persönlichkeiten des 3. Reiches und Bücher über die Aufarbeitung von Schuld in dieser Zeit beinhaltet.