Als deutscher Jude im Ersten Weltkrieg
Autor: M. Albrecht | Verlag: be.bra wissenschaft verlag |ISBN: 978-3-9541004-6-0
Dieses Buch zeigt den 1. Weltkrieg durch die Augen eines jüdischen Offiziers: des preußischen Fabrikanten Otto Meyer. Nicht die großen politischen Ereignisse stehen im Vordergrund, sondern die Erlebnisse eines einzelnen Kriegsteilnehmers, die anhand von persönlichen Dokumenten rekonstruiert wurden.
Die Briefe, die Otto Meyer an seine Familie richtete und die farbigen Zeichnungen, die der künstlerische begabte Offizier für seine Kinder anfertigte, erzählen vom Alltag an der Front, vom Leben im Schützengraben und von der Normalität des Grauens im Krieg. All diese Dokumente geben außerdem darüber Auskunft, wie ein Deutscher jüdischen Glaubens, der gleichberechtigt mit seinen christlichen Kameraden dem Vaterlande dienen wollte, den krieg und den zunehmenden Antisemitismus im deutschen Heer erlebte.
Rezensionen (2)
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Brian Wörner
Verfasst am: 01.06.2016 |
Als deutscher Jude im Ersten Weltkrieg
Es ist sehr interessant, dass man etwas über einen so aufrechten Juden, der ohne wenn und aber zu Kaiser und Vaterland steht, anhand von Tagebüchern und Feldpostbriefen erfahren kann. Insbesondere die Freude über das Erreichte (Beförderung zum Leutnant der Reserve) aber auch die Frustration über die vielen antisemitischen Anfeindungen kommen in diesem Buch klar zum Leser. Ein interessantes Buch für alle, die an der Geschichte des Judentums im Kaiserreich aber auch an der Geschichte des 1. Weltkriegs interessiert sind.Patrick Schlenz
Verfasst am: 06.05.2016 |
Als deutscher Jude im 1. Weltkrieg
Andreas Meyer und Martin Albrecht ist mit dem vorliegenden Buch gelungen, das Selbstverständnis eines deutschen Juden im Kaiserreich zu Papier zu bringen. Auf über 140 Seiten wird die autobiographische Geschichte von Otto Meyer erzählt.Auf Grundlage von Tagebüchern und Briefen wird zum einen die Kaisertreue und der Glaube an den deutschen (preußischen) Staat des Juden Otto Meyer aufgezeigt. Die gleichen Dokumente belegen aber auch die bereits in der Kaiserzeit vorhandenen Ressentiments gegen Juden in der Gesellschaft. Besonders die "statistische Erhebung über die Dienstverhältnisse der Juden im Krieg" verletzte auch Otto Meyer sehr, da mit dieser Maßnahme offen zum Ausdruck kam, dass an der dienstbeflissenen Wehrhaftigkeit und Tapferkeit der in der Armee dienenden Juden gezweifelt wurde.
Otto Meyer fühlte sich durch diese teils offenen teils versteckt geäußerten Diskriminierungen gekränkt, zweifelte aber nie an der Obrigkeit. In diesem Umfeld und gefühltem Zwiespalt gelang es Otto Meyer im 1. Weltkrieg vom Kanonier bis zum Leutnant aufzusteigen. Eine außergewöhnliche Karriere, die nicht alltäglich war und auf die Otto Meyer selbst, als auch seine Familie sehr stolz war.
Otto Meyer, ein künstlerisch begabter Fabrikant, versuchte seiner Familie in illustrierten Feldpostbriefen, seinen militärischen Alltag humorvoll zu schildern und vom eigentlichen Schrecken des Krieges abzulenken. Darüber hinaus führte er ein Tagebuch. Diese Unterlagen haben glücklicherweise die Zeit überdauert und wurden von dem Nachfahren Andreas Meyer, der auch Herausgeber diese Buches ist, archiviert und katalogisiert. Mit seiner Arbeit wird ein wichtiges Kapitel deutscher Geschichte archiviert.
Das Buch stellt aus meiner Sicht eine einzigartige Dokumentation eines jüdischen Einzelschicksals im 1. Weltkrieg dar und gibt dem Leser eine ungetrübte Sicht auf das Empfinden jüdischer Soldaten in dem tendenziell rassistischen Umfeld in der deutschen Armee. Das Buch ist sehr empfehlenswert.