Ein "Preuße" als türkischer Divisionskommandeur in Kleinasien und Palästina
Autor: Guhr, Hans | Verlag: Helios |ISBN: 978-3-86933-196-6
Bei Kriegsausbruch 1914 rettete sich die deutsche „Mittelmeerdivision“ unter Konteradmiral Wilhelm Souchon, bestehend aus dem modernen und schnellen Schlachtkreuzer „Goeben“ und dem kleinen Kreuzer „Breslau“, vor der Verfolgung und Vernichtung durch die englische Flotte in neutrale türkische Häfen. Hier wurden die beiden deutschen Kriegsschiffe formell an die Türkei „verkauft“ und die deutschen Besatzungen traten gleichfalls formell in „türkische Dienste“, wonach sie demonstrativ den damals für typisch türkisch gehaltenen Fez als militärische Kopfbedeckung trugen. Mit einem Feuerüberfall auf mehrere russische Schwarzmeerhäfen (Sewastopol, Noworossisk) am 28. Oktober 1914 verursachten beide „türkischen“ Schiffe mit ihrer deutschen Besatzung unter Billigung der jungtürkischen Armee- und Marineführung die gewünschte russische Kriegserklärung an die Türkei vom 2. November 1914.
Die Türkei kämpfte ab November 1914 bis Kriegsende 1918 sehr tapfer an verschiedensten Fronten (Balkan, Dardanellen, Kaukasus, Mesopotamien, Palästina) gegen Russen, Engländer und Franzosen und sie entlastete das in Mitteleuropa schwer bedrängte Deutsche Reich militärisch nicht unwesentlich.
Zu den Verfassern solcher Kriegsmemoiren gehörte auch der preußische, aus Schlesien stammende Stabsoffizier Hans Guhr.
Am 21. Juni 1916 reiste Major Guhr von Berlin aus in die Türkei ab, wo er am 27. Juli 1916 auf schriftliche Anweisung des türkischen Sultans das Kommando über die hart angeschlagene türkische 29. Division an der Kaukasusfront übernahm.
Hier trat der nunmehrige osmanische Oberstleutnant und Divisions-kommandeur „Hans Guhr Bey“ erstmals unter das Kommando des türkischen Generals Mustafa Kemal Pascha (1881-1938).
1916 übernahm Hans Guhr das Kommando über die türkische 1. Division (Friedensstandort Konstantinopel), welche als die beste aller türkischen Divisionen galt.
Das Kommando über jene Elite-Division führte der im Juli 1918 zum türkischen Oberst beförderte Guhr bis Ende Oktober 1918.
Guhr hatte nach seiner Rückkehr nach Deutschland noch diverse militärische Funktionen und verfasste als nunmehriger Zivilist und Generalmajor a. D. eine Reihe von militärhistorischen Studien und entsprechenden Publikationen.
Der Militärhistoriker Dr. Jürgen W. Schmidt ergänzte die Neuauflage durch ein neu hinzugefügtes Vorwort.
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Patrick Schlenz
Verfasst am: 30.08.2021 |
Ein "Preuße" als türkischer Divisionskommandeu
Auf 136 Seiten, verlegt im Helios-Verlag, werden die autobiographischen Eindrücke des Hans Guhr in türkischen Diensten im 1. Weltkrieg veröffentlicht.Diese autobiographische Ausarbeitung seiner Erlebnisse als türkischer Divisionskommandeur erinnert an die Veröffentlichung der Tagebücher von Freiher Kreß von Kressenstein, der sein Wirken in türkischen Diensten ebenfalls in Tagebüchern festhielt, die dann aber im Schönigh-Verlag veröffentlicht wurden.
Die Aufzeichnungen Guhrs stellen einen wichtigen Beitrag zur Weltrkiegsliteratur dar, da ansonsten nur wenige Veröffentlichungen zu den Kämpfen in Armenien, Kurdistan, Mesopotamien und Palästina vorliegen, die aus Sicht eines Divisionskommandeurs aus Deutschland verfasst wurden.
Dabei analysiert der Autor seine Eindrücke und Erkenntnisse, die er zu einem hervorragenden Werk verdichtet, die der Nachwelt einen interessanten und authentischen Einblick in die Geschehnisse dieser Kampfzonen ermöglicht.
Wer sich mit dem Kriegsschauplatz Türkei bzw. Osmanischem Reich im 1. Weltkrieg beschäftigt, sollte diese Werk lesen.