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Erich Honecker: Das Leben davor

Autor: Martin Sabrow | Verlag: C.H.Beck |ISBN: 978-3-406-69809-5

Erich Honecker: Das Leben davor

Nichts verkörpert die DDR so sehr wie das maskenhafte Gesicht Erich Honeckers und dessen kommunistische Musterbiographie, die ihm der Parteiapparat maßschneiderte. Martin Sabrow zeigt auf der Grundlage zahlreicher unbekannter Quellen, welche überraschenden Brüche und Nebenwege das Leben des saarländischen Jungkommunisten prägten. Erich Honecker (1912 – 1994) war von frühester Kindheit an fest im kommunistischen Milieu des Saarlands verwurzelt, und doch war er als Teenager auch offen für neue Orientierung. Er fuhr nach Pommern, um Bauer zu werden, kehrte für eine Dachdeckerlehre in die Heimat zurück, studierte an der Parteihochschule in Moskau und ging 1933 in den Widerstand. Erstmals werden diese Stationen detailliert nachgezeichnet, und sie eröffnen überraschende Ausblicke, etwa auf Honeckers enges Verhältnis zu Herbert Wehner oder seine Beteiligung an einem Terroranschlag. 1935 musste der Jungfunktionär untertauchen. Was machte er monatelang in Paris? Wie kam es zu seinem konspirativen Einsatz in Berlin und wie zu seiner Verhaftung? Von Rätseln umrankt war bisher auch, wie es Honecker gelang, wenige Wochen vor Kriegsende zu fliehen und bald darauf unbehelligt ins Gefängnis zurückzukehren. Die bahnbrechende Jugendbiographie des Revolutionärs und Überlebenskünstlers endet im Mai 1945, als Honecker eher zufällig Zugang zu Ulbricht fand und der Kaderabteilung seinen kommunistischen Lebenslauf einreichte, über den fortan die Partei wachte.

Rezensionen (1)

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Patrick Schlenz

Patrick Schlenz

Verfasst am: 11.11.2017 |

Erich Honecker

Das Buch ERICH HONECKER beleuchtet auf über 600 Seiten das Leben des einstigen DDR Staatsoberhauptes in der Zeit zwischen seiner Geburt und dem Ende des 3. Reiches.
Dabei ist es dem Autor Martin Sabrow, Professor für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Humboldt-Universität Berlin, gelungen, neue Fakten und Informationen über den kommunistischen Politiker herauszufinden und diese bei Bedarf mit der von Honecker selbst veröffentlichten Autobiographie abzugleichen.

Herausgekommen ist dabei ein Werk, das nicht mit dem erhobenen Finger eines "Wessis" in besserwisserischer Manier zu punkten weiß, sondern mit einer angenehmen und angemessenen Distanz eine neutrale Darstellung der Fakten schafft. Dabei gelingt es dem Autor auch komplexe Handlungsabläufe gekonnt auf den Punkt zu bringen und dem Leser so unnötige Ausschweifungen erspart.

Spannend ist es u.a. auch etwas über das familiäre Umfeld von Erich Honecker zu erfahren, welche politische Gesinnung sein Vater hatte und wie dieser sich nach seiner aktiven Soldatenzeit politisierte und damit auch den Sohn politisch inspirierte bzw. dessen politisches Vorbild wurde. Interessant finde ich die Schilderungen aus der Zeit von Erich Honeckers Gefangenschaft im 3. Reich nach der Verurteilung zu 10 Jahren Zuchthaus durch den Volksgerichtshof.

Auch die enge Beziehung zum einstigen Kommunisten Herbert Wehner wird beschrieben, die insbesondere deshalb spannend ist, weil Herbert Wehner sich vom kommunistischen Weggenossen zum sozialdemokratischen Politiker entwickelte.

Wie das MFS nach dem Krieg Honeckers Biographie vor unangenehmen Deutungen schützte, ist ebenfalls ein interessanter Blickwinkel, der im vorliegend Werk gut beschrieben wird.

Gespannt darf man sein, ob der Autor sich an die Fortführung der Honecker-Biographie wagt und in einem 2. Teil den Rest von Honeckers Lebens von 1946 bis zur "Abdankung" und der Zeit im Exil bis zu seinem Ableben beschreibt.

Das Buch ist uneingeschränkt zu empfehlen und insbesondere für Leser von Interesse, die sich für die Deutsche Geschichte von der Kaiserzeit bis zum Ende des 3. Reiches und darüber hinaus interessieren.