Kampf und Untergang der 17. Armee im 2. Weltkrieg: Militärhistorische Skizze eines Großverbandes der Wehrmacht an der Ostfront
Autor: Peter Joachim Lapp | Verlag: Helios |ISBN: 978-3-86933-154-6
Die Ende 1940 aufgestellte 17. Armee der Deutschen Wehrmacht beteiligte sich seit dem 22. Juni 1941 am Angriff auf die UdSSR. Ihre Korps und Divisionen besetzten 1941/42 große Teile der Ukraine und drangen bis in den Kaukasus vor. Nach der Stalingrader Katastrophe der Wehrmacht zur Jahreswende 1942/43 war die Armee gezwungen, auf den unteren Kuban zurückzugehen, um dort acht Monate lang einen Brückenkopf zu halten. Gegen ihren Willen, allein auf Befehl Adolf Hitlers, der beabsichtigte, vom Kuban-Gebiet aus wieder in Richtung Ölfelder offensiv zu werden. lm Herbst 1943 sah sich der "Führer" auf Grund der Erfolge der Russen an der deutsch-sowjetischen Hauptkampflinie gezwungen, den Rückzug auf die Krim zu genehmigen, um Divisionen der Armee für die Hauptfront freizubekommen. Über die Meerenge von Kertsch glückte im September/Oktober 1943 der Übergang zur Krim. Eine dann stark dezimierte 17. Armee erhielt den Auftrag, diese Halbinsel zu verteidigen. Mit unzureichenden Kräften, wie sich bald herausstellte. Und ohne wirksame Unterstützung der vorgesetzten Heeresgruppe, die die Krim bereits Ende 1943 abgeschrieben hatte. Was folgte, war die Zerschlagung der Armee durch die Sowjets im April/Mai 1944. Die Studie konzentriert sich auf die Konflikte, die zwischen der Führung der Armee, der Heeresgruppe und dem Oberkommando des Heeres (OKH) in den Jahren 1943 und 1944 entstanden. Über den Sinn und die Praxis des Haltens am Kuban und auf der Krim kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Armee- und der Heeresgruppenführung, was Eintragungen im Kriegstagebuch der Armee belegen. Die oft gegensätzlichen Auffassungen führten zur Zerrüttung des Verhältnisses zwischen Armee und Heeresgruppe, wie selbst eine interne Untersuchung des OKH feststellte.
Rezensionen (1)
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Patrick Schlenz
Verfasst am: 27.06.2016 |
Kampf und Untergang der 17. Armee
Das Buch von Peter Joachim Lapp beschreibt aus meiner Sicht nicht nur den rücksichtlosen Umgang des Nazi-Regimes mit Soldaten, sondern arbeitet am Beispiel der 17. Armee auch deutlich die verschiedenen Interessenlagen heraus, die zwischen dem OKH, einer Heeresgruppe und einer Armee auftreten. Dies ist ein Blickwinkel, der dem militärisch interessierten in der Regel Laien entgeht.Der Autor hat anscheinend ein Gespür für den Laien, denn den Beginn des Buches eröffnet er mit einer Einführung über Truppengrößenordnungen und Hierarchien in der Truppenführung. Diese Darstellung hilft, damit die im weiteren Verlauf des Buches geschilderten Fakten besser eingeordnet und verstanden werden können.
Erst dann beschäftigt er sich mit der Aufstellungsgeschichte der 17. Armee und berichtet von den Kriegseinsätzen ab 1941 in Russland. Dass die Armee von Beginn an ein stiefkindliches Dasein in Sachen Kriegsmaterial und Personalersatz führte und dennoch immer tapfer seinen Kampfauftrag erfüllte, wird gut beschrieben. Auch die schon zu Beginn des Russlandfeldzugs aufkommenden Schwierigkeiten zwischen Heeresgruppe und Armee werden gut dargestellt. Dass die 17. Armee in zwei sinnlosen Halteschlachten (Kuban und Krim) dezimiert, ausgeblutet und am Ende zerschlagen wird, um dann noch einmal neu aufgestellt zu werden, ist an Tragik kaum zu überbieten und zeigt die Sinnlosigkeit des Krieges im Allgemeinen sowie das Verbrecherische des Nazisystems im Besonderen. Ein Buch, das für Interessierte am 2. Weltkrieg sehr empfehlenswert ist.