Nur der Tod kann dich befreien: mein Leben als Fremdenlegionär und Fluchthelfer
Autor: Bäcker, Werner | Verlag: Ares-Verl. |ISBN: 978-3-902475-54-1
Was für ein Leben! 1959 in die Fremdenlegion eingetreten, flieht der Autor später aus der Legion, wird Fluchthelfer, schleust Flüchtlinge aus der DDR, landet für 67 Monate im Stasi-Hochsicherheitsgefängnis Bautzen II und wird schließlich Anfang der 70er Jahre durch die BRD freigekauft. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, berichtet der Autor in unmittelbarer Sprache von seinen Gründen, in die Legion einzutreten, von seiner Ausbildung und von seinem weiteren Schicksal dort, und schließlich von seiner Zeit als Fluchthelfer. Ein Zeitzeugenbericht, in dem sich die Irrungen und Wirrungen des letzten Jahrhunderts spiegeln.
Bäcker, der kein Hehl daraus macht, dass er seine freiwillige Meldung in die Legion häufiger bereut hat, durchläuft eine überaus harte Ausbildung und wird danach Mitglied der Fallschirmjäger-Eliteeinheit 1e REP (1er Régiment Étranger de Parachutistes). Hier wird er, es war die Zeit des Algerienkrieges, Zeuge eines Aufruhrs, der durch die Ankündigung des französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle, dass sich Frankreich aus Algerien zurückziehen werde, ausgelöst wurde. An diesem Aufruhr war auch das 1e REP beteiligt, das daraufhin aufgelöst wurde. Bäcker, der in der Folge nach Korsika versetzt wird, entscheidet sich dort zur Flucht aus der Legion. Die Flucht gelingt und ein weiteres abenteuerliches Kapitel im Leben des Autors beginnt, nämlich das des Fluchthelfers, der Deutsche aus der DDR schleust.
Es war nicht nur das Geld, das den Autor zur Fluchthilfe motivierte, sondern auch seine Erfahrungen auf der Flucht vor der Roten Armee im Winter 1944/45, die in ihm einen tiefen Hass auf den Kommunismus auslösten. Bäcker beginnt das Spiel mit und gegen die Stasi, die mit immer ausgefeilteren Methoden versucht, Fluchthilfe zu unterbinden. Die Schleusung eines Ehepaares über Bulgarien wird ihm schließlich zum Verhängnis; er kommt in das Zentralgefängnis von Sofia, wird in die DDR abgeschoben und in die berüchtigte Stasi-Zentrale in der Berliner Normannenstraße gebracht. Der weitere Weg ist vorgezeichnet: Nach seiner Verurteilung kommt Bäcker in das Stasi-Hochsicherheitszuchthaus Bautzen II, das sogenannten 'Westlern' vorbehalten war. 67 lange Monate Haft liegen vor ihm, die erst mit seinem Freikauf durch die Bundesrepublik Anfang der 1970er Jahre endet.
Rezensionen (1)
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Patrick Schlenz
Verfasst am: 15.04.2019 |
Nur der Tod kann Dich befreien
Autor Werner Bäcker beschreibt autobiographisch seine abenteuerlichen Lebens-Jahre, zwischen Ende der 1950 bis hinein in die 70er Jahre. Eine für Bäcker enttäuschend verlaufende Liebe bringt ihn dazu den Polizeidienst in Berlin zu quittieren, um in die französische Fremdenlegion einzutreten. Er beschreibt offen und ohne zu dramatisieren seine Erlebnisse vom Eintritt in die Legion bis zu seiner Flucht.Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund, wenn er von menschenverachtenden Schikanen in der Ausbildungszeit schreibt, die er und seine Kameraden über sich ergehen lassen mussten, um dann schließlich als vollwertige Legionäre Dienst ihren in Algerien zu leisten. Er beschreibt eindrucksvoll die Einsätze gegen die die Aufständischen in Algerien, die er erlebt hat, wobei immer das Gefühl mitschwingt, dass er nicht jedes Detail aufschreibt, das er erlebt hat. Nachdem er sich freiwillig zu den Fallschirmspringern des 1. Regiments in der Fremdenlegion gemeldet hat, deren Kommandeure sich maßgeblich an dem Aufstand gegen die französische Regierung beteiligt haben, wird das Regiment aufgelöst und Bäcker nach Korsika versetzt. Hier erkennt er, dass seine Zeit in der Legion abgelaufen ist und desertiert.
Seine Flucht führt in über Italien wieder zurück in die Heimat, wo er sich in Berlin einer Schleuserorganisation anschließt, die DDR-Flüchtlingen die Flucht nach West-Deutschland ermöglicht. Eine dieser Hilfsaktionen, die von Bulgarien aus operiert wird ihm zum Verhängnis. Er wird an die DDR ausgeliefert und dort zu einer 6-jährigen Zuchthausstrafe verurteilt, die er in Bautzen absitzt bis er von der BRD freigekauft wird. Mit der Ankunft in Westdeutschland endet das Buch.
Das Buch beschreibt auf über 170 Seiten einen abenteuerlichen Lebensweg mit seinen Irrungen und Wirrungen. Dabei geht Bäcker weitgehend schonungslos offen mit dem Erlebten um, was dem Buch eine hohe Glaubwürdigkeit gibt, obwohl die Fakten aus der Zeit, die er in der Fremdenlegion verbracht hat, nicht überprüfbar sind. Eine interessante Abenteuergeschichte, die im Rahmen einer politischen spannenden Zeit erzählt wird.
Wer sich für die Fremdenlegion, das Ende der französischen Kolonialzeit sowie Fluchthelfergeschichten interessiert liest ein Buch, das man, einmal mit dem Lesen begonnen, so schnell nicht aus der Hand nimmt.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und empfehle es gerne weiter.