Täter auf der Schulbank: Die Offiziersausbildung der Ordnungspolizei und der Holocaust
Autor: Sven Deppisch | Verlag: Tectum Wissenschaftsverlag Marburg |ISBN: 978-3-8288-4050-8
Täter auf der Schulbank
Die Offiziersausbildung der Ordnungspolizei und der Holocaust
Von Dr. Sven Deppisch
Ohne die Polizei wäre der Holocaust nicht möglich gewesen. Während des „Dritten Reichs“ befand sich ihre bedeutendste Schule in Fürstenfeldbruck bei München. Hunderte von Männern aus ganz Deutschland besuchten dort spezielle Kurse, in denen die Ordnungspolizei sie zu ihren Offizieren ausbildete. Neben hartem Drill und Paragraphen standen „Bandenkampf“ und Antisemitismus auf dem Lehrplan. Ausgestattet mit diesem Wissen zogen zahlreiche Oberbeamte nach Ende ihrer Kurse in den „auswärtigen Einsatz“, aus dem erschreckend viele von ihnen als Massenmörder und Kriegsverbrecher zurückkehrten.
Nach Kriegsende führten sie ihre Karrieren einfach fort, ohne jemals angemessen bestraft worden zu sein. Sven Deppisch beleuchtet erstmals die Geschichte der Polizeischule Fürstenfeldbruck. Er zeigt, wie die Nationalsozialisten ihre führenden „Gesetzeshüter“ für den Holocaust trainierten. Die Studie analysiert das Ausbildungssystem der NS-Diktatur und veranschaulicht, welche Fächer und Inhalte es in den besonderen Lehrgängen gab. Darüber hinaus deckt sie auf, wie das Leben an ihrer herausragenden Lehranstalt aussah und an welchen Massenverbrechen sich ihr Personal beteiligte. Dabei bringt sie ans Licht, dass in der deutschen Ordnungsmacht von der Weimarer Demokratie bis weit in die Bundesrepublik hinein die gleichen Denkweisen, Einsatzmuster und Feindbilder existierten, auf denen ihr schrecklicher Beitrag am Judenmord basierte.
Rezensionen (4)
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Felix Hansen
Verfasst am: 18.06.2020 |
Täter auf der Schulbank
Zur 1. rezension möchte ich noch Anmerken, dass dieses Buch auch alle Juristen und Richter lesen sollten! Es ist unglaublich, wie die vielen schuldigen Angehörigen der deutschen Polizei und der deutschen Justiz nach dem Krieg wieder aktiv werden durften. dass dan daraus die 68er in Aufruhr gerieten, kann man wohl nachvollziehen!Claudia Werner
Verfasst am: 02.03.2020 |
Täter auf der Schulbank
Als Polizistin in der deutschen Nachkriegs-Republik fällt es einem sehr schwer, die Vorgänge im 3. Reich nachzuvollziehen. Das Buch ist ein Mahnmal für das Unrecht, das die deutsche Polizei im 3. Reich angerichtet hat.Hans-Joachim Müller
Verfasst am: 03.02.2020 |
Täter auf der Schulbank
Ich stelle mir immer wieder vor, was die Indoktrinierung evtl. bei mir bewirkt hätte. Oder war es der Opportunismus der Polizisten und dem Willen "nach Vorne zu kommen", der das Geschehene ermöglich hat? Eine Antwort darauf habe ich leider nicht. Die Verfühung ist jedoch seit Adam und Eva, neben der Liebe, das beständigste Thema der Weltgeschichte....Patrick Schlenz
Verfasst am: 19.08.2019 |
Täter auf der Schulbank
Auf über 600 Seiten beschreibt der Autor Sven Deppich die Offiziersausbildung der Ordnungspolizei im Dritten Reich und deren Verstrickung mit dem Holocaust.Einleitend vermittelt der Autor dem Leser die Geschichte der deutschen Polizei von der Weimarer Republik bis in die Nachkriegszeit. Danach wird das polizeiliche Ausbildungswesen in der Weimarer Republik vorgestellt, um im nächsten Kapitel die Ausbildung der Polizeioffiziere von 1936 - 1945 zu beschreiben. Dabei beschreibt er auch den Ablauf, di Organisation und den Aufbau der Offiziersanwärterlehrgänge.
Dazu wird das Leben in der Polizeischule Fürstenfeldbruck geschildert. Vom Schulgebäude über Feierlichkeiten bis hin zur inneren Haltung in den Zeiten des von Göbbels 1943 ausgerufenen "Totalen Kriegs". Dazu werden Lehrer und Ausbilder vorgestellt und deren Werdegänge teilweise beschrieben.
Insgesamt ermöglicht der Autor mit seinem Werk einen umfassenden Blick in das dunkelste Kapitel der deutschen Polizeigeschichte.
Mich persönlich hat das Buch ganz besonders in Bezug auf die Entwicklungen im Nachkriegsdeutschland interessiert, da ein Verwandter meiner Familie nach dem 2. Weltkrieg als ehemaliger Berufssoldat nicht zu Polizei durfte aber in den Vollzugsdienst aufgenommen wurde, sein Vorgesetzter aber ein ehemaliger Richter des Volksgerichtshofs war.
Das Buch wird von mir als sehr empfehlenswert eingestuft, um zu verstehen, warum die "Ordnung" im Dritten Reich bis zuletzt aufrecht gehalten wurde und wie die Polizei in die schlimmen Ereignisse des Holocaust verstrickt war. Jeder deutsche Polizist sollte dieses Buch lesen!